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Junge Vietnamesen in Berlin

Prof. Hans-Günther Wagemann

 

Prof. Wagemann und seine Studenten der Fachrichtung Elektrotechnik bei einem Exkursion in München, 1977.Als ich im Jahre 1977 die ersten Lehrveranstaltungen im Grundstudium der Elektrotechnik übernahm, fielen mir unter den zahlreichen ausländischen Studenten einige Volksgruppen besonders auf, darunter die Algerier und die Vietnamesen. Beide Völker hatten sich kurz zuvor vom Kolonialjoch befreit und schickten ihre Söhne zum Studium nach Deutschland. Über Schönefeld reiste man aus Vietnam an und kam mit der S-Bahn über die Sektorengrenze nach West-Berlin, zum Ärger der DDR-Obrigkeit, die diese Studenten gern im eigenen Lande behalten hätte. So stießen sie zu ihren hier schon länger ansässigen Landleuten und starteten vielfach mausearm im Studentenheimzimmer eines Landsmannes. Häufig lebten drei Studenten von zwei Stipendien, bis sie selber bei „TUSMA“ oder „Heinzelmännchen“ ihre ersten persönlich verdienten Einkünfte hatten.

Dies erfuhr ich bei meiner ersten Exkursion mit 35 Studenten zur Halbleiterindustrie in Süddeutschland. Und im folgenden fielen mir die Vietnamesen aus Fernost zuerst bei den Prüfungen auf: manchmal haperte es noch mit der deutschen Sprache, aber selten mit dem Wissen.

Und dann kamen die Einladungen zur Feier des Têt-Festes am Beginn des Neuen Jahres in der alten TU-Mensa. Der berühmte Drachentanz fehlte dabei niemals. Verbundenheit untereinander und der feste Wille, die Chance des Technikstudiums in Deutschland zu nutzen, beseelte die jungen Menschen und verschaffte ihnen unsere Anerkennung und Achtung.

So war es nicht verwunderlich, dass 1980 meiner Frau und mir die Meldung im „Tagesspiegel“ auffiel, dass etwa fünfzig unbegleitete Jugendliche aus Vietnam nach Berlin in ein Heim in der Ollenhauer straße gekommen seien und sich über Besucher am Wochenende freuten. Diese „boat-people“, wie sie nach der Art ihrer Anreise auf indonesische Inseln genannt wurden, hatten meist schwere Schicksale hinter sich. Piraten hatten sie bedrängt, ihr Ziel war unklar gewesen, der geringe Besitz über Bord gegangen, und nun standen sie da, ganz allein als Kinder ohne Angehörige.

Bei unseren ersten Besuchen erfuhren wir, dass die Leute von „Terre des Hommes“ sie in den Flüchtlingslagern auf indonesischen Inseln gefunden hatten. Meistens lebten sie vom Eintausch von gesammeltem Holz gegen Lebensmittel; schliefen unter Bäumen. Sie folgten dann der Einladung zum Flug von Singapur nach Europa. Zunächst hieß es, dass die Jungendlichen in Schweiz kommen sollen. Doch bei einem weiteren Treffen sagte man ihnen, „dass die Schweiz zu arm wäre“, um sie ins Land zu holen. Doch das „reiche“ Deutschland wäre bereit sie aufzunehmen.

So kamen sie nach Berlin. Eine lachende und interessierte Kinderschar, verwundert über den Wohlstand der Bürger und unendlich lernbereit. Bei uns gab´s Platz im Reihenhaus, und wir hatten bereits eine Pflegegenehmigung. Deshalb suchte uns Frau Rohde, die Heimmutter in der Ollenhauerstraße, einen zu unseren beiden Söhnen passenden jungen Mann aus der großen Schar heraus: Dung, seinerzeit 12 Jahre alt, kam zu Johannes (12 Jahre) und Friedel (10 Jahre).

Wie oft haben wir gesagt, dass wir den Schweizern bis heute dankbar sind, dass sie „zu arm wären“, um die jungen Vietnamesen aufzunehmen! Sonst hätten wir unseren dritten Sohn nie kennen gelernt!

Zum Glück gab er das Ziel, Profi-Fußballer zu werden, doch bald wieder auf. Mit dem guten Abitur wollte er Wirtschaftswissenschaft studieren, was er auch ohne Zweifel geschafft hätte. Im Jahre 1989 wurde er deutscher Staatsbürger.

Aber in der gleichen Zeit hatte sich einiges ereignet. Das Ende der politischen Blöcke im Jahre 1989/90 hatte einen Exodus aus Osteuropa bewirkt. Täglich trafen neue Übersiedler aus den Ostblockstaaten in Berlin ein: darunter viele Vietnamesen, die ihr Staat zur Bezahlung von Kriegsschulden in die ehemaligen sozialistischen „Bruderstaaten“ geschickt hatte. Die Messehallen am Berliner Funkturm waren mit ihnen belegt. Wie hilfreich war es da, dass es in unserer Stadt junge Menschen wie Dung gab, die wohlerfahren mit dem Leben bei uns die fremde Sprache beherrschten und Hilfe geben konnten: mit zur Behörde gingen und alle sonstigen Notwendigkeiten überblickten.

Rund um die Uhr setzte er sich ein und bahnte vielen ehemaligen Landsleuten den Weg in ein neues Leben. Darüber verlor er allerdings den Kontakt zum eigenen Studium und auch zu den Studienkollegen an der TU Berlin. Deshalb brach er kurzentschlossen das BWL-Studium ab und wechselte an die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR). Nach drei Jahren schloss er mit gutem Erfolg als Diplom-Verwaltungswirt ab und erhielt ein Beschäftigungsangebot der Berliner Innenverwaltung. Inzwischen ist er als beamteter Oberinspektor in der Berliner Bußgeld-Behörde tätig.

Auch privat ist sein Leben bislang recht erfolgreich verlaufen. Mit seiner Frau, einer vietnamesischen Gastarbeiterin aus Ungarn, wohnt er im eigenen Haus und ist stolzer Vater von zwei Söhnen. Seine ethnischen Wurzeln hat er dabei bewahrt: im Familienkreis wird vietnamesisch gesprochen. Seine Konfession ist der Buddhismus; wie er ihn von seinen Eltern übernahm, gab er ihn an seine Söhne weiter.

So wie Dung und andere in Berlin ansässig wurden, sind auch einige seiner Landsleute wieder in die alte Heimat zurückgekehrt. Als Angehörige europäischer Unternehmen bauten sie Niederlassungen und Produktionsstätten in Vietnam auf. Als Mitarbeiter vietnamesischer Einrichtungen setzen sie ihre Fachkenntnisse ein. Der in Deutschland ausgebildete Leiter der Elektronik-Entwicklung der Vietnamesischen Akademie der Wissenschaften baut Überwachungsgeräte für die Wasserreinhaltung der Mekong-Mündung, um Kontaminierung mit dem aus dem Kriege stammenden Entlaubungsmittel „agent orange“ rechtzeitig zu erkennen.

Und derart rundet sich eine Erfolgsgeschichte. Während der Notzeiten ihres Heimatlandes fassten die jungen Vietnamesen Fuß in der Fremde und lernten unter neuen Freunden in Deutschland. Viele wurden bei uns ansässig, auf Grund ihrer Fähigkeiten als geachtete Mitbürger. Einige wiederum kehrten heim als Nothelfer für die alte Heimat. Alle festigen sie Freundschaft und gegenseitige Anerkennung unter den Menschen zwischen unseren beiden, ursprünglich so weit voneinander entfernten Länder.


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